Hilfe, mein Kind bekommt ein schlechtes Zeugnis - Was nun?
Am Freitag ist es endlich so weit, endlich geht das Schuljahr zu Ende. Jeder sehnt die Sommerferien herbei, doch die Zeugnisausgabe bringt bei einigen Schülern - und Eltern - gemischte Gefühle mit sich, denn nicht immer sind die Noten so, wie man sie gern hätte.
Gute Zensuren, das weiß jeder, sind der Grundstock für den späteren Bildungsweg, doch wie soll man sich als Eltern positionieren, wenn es mal nicht so läuft?
Natürlich kann es sein, dass man sich stark ärgert, frustriert ist und die schlechte Laune am Kind auslassen will – doch Schimpfen hat noch keine Zensur verbessert, denn die Angst blockiert die Wissensaufnahme. Wie also damit umgehen? Die Kinder auch für schlechte Leistungen loben, damit sie motiviert bleiben? Nichts machen und weiter im Programm?
Schauen wir es uns doch mal gemeinsam an:
Was sind Zeugnisnoten eigentlich?
Die Noten auf dem Zeugnis sind die Zusammenfassung vieler kleiner Momentaufnahmen, bei denen der Schüler zeigen musste, wie er das Wissen in den jeweiligen Fächern wiedergeben kann, ob er es verstanden, oder manchmal auch nur gut auswendig gelernt hat.
Bei jedem einzelnen Test spielen verschiedene Einflüsse mit – war das Wetter sehr heiß, die Tagesform aufgrund einer Erkrankung nicht die Beste, war das Kind müde oder hatte andere Sorgen? Gab es (coronabedingt) viele Fehltage?
Das bedeutet nicht, dass eine Note nur eine geringe Aussagekraft zum fachlichen Können hat, sie spiegelt jedoch nur einen Teil dessen wider, was das Kind geleistet hat und leisten kann.
Aus diesem Grund muss man für die Beurteilung des Zeugnisses auch immer das einzelne Kind betrachten. Während für den einen eine Drei oder Vier eine herbe Niederlage ist, hat sie sich ein anderer mit viel Einsatz erarbeitet und ist sehr stolz darauf. Fragen Sie also ruhig nach, wie es selbst seine Zensur sieht, also wie sehr es seine Leistung und Einsatzbereitschaft widergespiegelt sieht!
Wie gesagt, es sind viele kleine Momentaufnahmen, die zur Abschlussnote führen – führen Sie Ihrem Kind gern vor Augen, dass es viele weitere Aspekte gibt, die durch Noten gar nicht wiedergegeben werden und helfen Sie ihm dabei zu sehen, dass es mehr ist als seine Zensuren.
Was ist die Ursache für das Ergebnis und können wir was tun?
Nachdem alle etwas entspannter sind, gilt es jetzt, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Hat der Schüler den Stoff beim Lehrer nicht verstanden, oder zu wenig Zeit ins Wiederholen und Üben gesteckt? Gibt es Probleme mit Mitschülern, oder viel Unterrichtsausfall/Krankheit? Hat das Kind Angst, in die Schule zu gehen, oder versteht es zwar den Stoff, kann ihn aber in Klassenarbeiten nicht abrufen? Welcher Lerntyp ist der Schüler und hat er zu Hause eine passende Lernumgebung?
Hat man ein paar mögliche Ursachen identifiziert, können nun Planungen für Verbesserungen im neuen Schuljahr überlegt werden. Sei es nun mehr Zeit fürs Üben und Wiederholen, Stärkung des Kindes bei Ängsten oder ein Zusammensetzen mit Lehrern oder Schulsozialarbeitern.
Wichtig ist, gemeinsam mit dem Kind auf Ursachen- und Lösungssuche zu gehen - Sie sind nur der Helfer des Kindes, sollen ihm aber nicht das Arbeiten am Thema abnehmen. So kann das Kind sehen, dass es viele Faktoren gibt, die seine Noten beeinflussen, und lernen, dass es seine Noten durchaus selbst in der Hand hat und beeinflussen kann. Die Erkenntnis der Selbstwirksamkeit, also selbst Einfluss auf seine Umgebung und die Erfolge zu haben, ist für das spätere Leben mindestens genauso wichtig wie das kleine Einmaleins.
Wie können wir das Schuljahr positiv abschließen?
Okay, das Zeugnis hat nicht ganz den Erwartungen entsprochen, aber Sie haben darüber geredet, was nicht so gut war und wie es für das neue Schuljahr besser werden kann.
Die Zensuren sind jedoch nur ein Teil des vergangenen Schuljahres. Jetzt ist der Zeitpunkt, auch abseits der Noten einmal zurückzublicken und zu schauen, was gut gelaufen ist.
Wir hatten endlich wieder ein volles Jahr, ohne monatelange Corona-Zwangspausen! Hat Ihr Kind in der Zeit vielleicht ein neues Instrument erlernt, ein Hobby für sich gefunden oder ist in seiner Freizeitbeschäftigung jetzt schon viel besser als noch vor einem Jahr? Gibt es neue Mitschüler, die es mag, oder konnte es jemand Anderem aus der Patsche helfen? Hat es eine tolle Aktion auf die Beine gestellt, dem Nachbarn beim Rasenmähen oder Gassigehen geholfen, oder eine spannende Buch- oder Fernsehserie für sich entdeckt?
Erweitern Sie zusammen bewusst den Blick über die Zensuren hinaus und machen Sie sich deutlich, in wie vielen Feldern sich Ihr Kind weiterentwickelt hat. Freuen Sie sich gemeinsam über das Wachstum des letzten Jahres und gehen Sie nun erstmal entspannt in die Ferien, denn dann kann das neue Schuljahr auch motiviert angegangen werden.
Und dann?
Zunächst sind erst einmal Ferien. Das heißt, mit dem Gespräch über das Zeugnis ist das vergangene Schuljahr abgeschlossen und zumindest in den ersten Wochen sollte sich das Kind die komplette Auszeit gönnen und den Kopf freibekommen. Zum Ende der Ferien (etwa in den letzten beiden Wochen) kann es sich dann langsam auf das neue Schuljahr einstellen und gegebenenfalls alten Stoff wiederholen. So ist der Grundstein gelegt, Probleme aus dem alten Jahr hinter sich zu lassen und aktiv an Verbesserungen zu arbeiten.


